Hallo an alle, Macht
es Euch bequem, bevor Ihr diesen langen und "technischen" Text lest,
der aber notwendig ist, um die oft von Euch gestellte Frage zu
beantworten, wie sich der Endpreis unserer Produkte zusammensetzt und wie sehr dieser durch den Transport beeinflusst wird.
In diesem Jahr habe ich entdeckt, was "industrielle Buchführung" ist. Es
handelt sich um eine Analyse, die es ermöglicht, jedem
Produktionsfaktor in einem Betrieb mehr oder weniger genaue Kosten
zuzuordnen. Mit diesem
Instrument könnten wir genau nachvollziehen, wie viel uns die Ernte, die
Verarbeitung im Lager, die Kosten für Verpackung, Transport,
Nebenkosten, Verwaltung usw. gekostet haben. Für jedes einzelne Produkt
in unserer Liste, etwa 400. Und
wenn Ihr Euch fragt, wie wir das bisher gemacht haben, ist die Antwort
einfach: wie wir es auf dem Land eben tun, indem wir im Nachhinein
berechnen, wie viel wir für jeden einzelnen Posten ausgegeben haben,
indem wir die Kosten für die vergangenen Jahre schätzen und den
Landwirt:Innen vorsichtshalber weniger für die Produkte zahlen. Lasst mich diesen letzten Schritt besser erklären: Das
Konsortium gehört den Erzeugerinnen und Erzeugern, die Mitglied (also
Hühner) sind. Wenn das Budget am Ende des Jahres negativ ist, sind die
Landwirt:Innen gezwungen, Geld aus ihren eigenen Taschen zu nehmen, um
das Budget auszugleichen. Um diese "Überraschung" zu vermeiden, haben
wir gemeinsam beschlossen, uns Erzeuger:Innen einen "vorsorglichen" Preis zu
zahlen (der auf jeden Fall höher ist als in fast allen anderen
Vertriebssystemen), und zwar in Form eines "Vorschusses". Dies in der
Absicht, am Ende des Jahres einen Überschuss zu haben, den wir dann an
unsere Mitglieder:Innen umverteilen können. Und
in den ersten Jahren, mit wenigen Mitglieder:Innen, geringen
Gewinnspannen und "guten" Konten, schien es gut zu funktionieren, oder
besser gesagt, die Schwächen traten nicht zutage. Als wir begannen, unsere Produkte "außerhalb Italiens" zu vertreiben, haben wir ein System von "Transportzuschlag/Mengenrabatt" errechnet,
das es uns ermöglichen sollte, die Transportkosten zu decken und den
von den Transportunternehmen erhaltenen Rabatt für größere Gruppen
wieder „zurückzuführen“. Dies hat uns im Laufe der Jahre ein gewisses
Maß an Sicherheit verschafft und Euch die Möglichkeit gegeben, unsere
Produkte zu einem fairen und erschwinglichen Preis zu erhalten. In der Realität hat sich jedoch im Laufe der Zeit herausgestellt, dass das Volumen der im Ausland (vor allem in Frankreich und Belgien) vertriebenen Produkte weit über unseren Prognosen lag,
so dass in der Kasse des Konsortiums eine positive Marge verblieb, die
auf zwei Faktoren zurückzuführen ist: Zum einen haben wir bei der
Berechnung der Zuschläge die Dezimalwerte auf die nächstgrößere Zahl
gerundet: aus +19,4 % wurden so +20 %, aus +14,6 % wurden +15 % usw. Darüber
hinaus hat uns der Anstieg des Volumens etwas höhere als die
kalkulierten Preisnachlässe bei den Spediteuren beschert, was bei der
großen Anzahl der beförderten Paletten dazu beigetragen hat, dass wir am
Ende des Jahres einen "saldo conferimenti", d.h. einen Überschuss des Konsortiums, verzeichnen konnten. Dieser wurde bisher für den Kauf von Investitionsgütern (von der Maschine zur Verarbeitung der Orangen bis zum Kühlraum), für die Unterstützung gemeinsamer Projekte (wie die Co-Produktionen oder andere kleine Projekte von sozialem Wert in Sizilien) und für die Umverteilung des
verbleibenden Teils unter allen Mitglieder:Innen im Verhältnis zum
Umsatz verwendet. So erhielten die Mitglieder:Innen, die z. B. Orangen
anbauen, am Ende des Jahres etwa 0,65 € / kg, 10 bis 20 Cent (im besten
Jahr) mehr als das, was während der Kampagne als "Vorschuss" an die
Erzeuger gezahlt wurde. 
Wir
Landwirte & Landwirtinnen haben uns schon immer gefreut, wenn am
Ende des Jahres von den Einnahmen für unsere Arbeit etwas übriggeblieben
ist. Diejenigen von Euch, die uns seit Jahren begleiten, wissen sehr
gut, dass das Leben der landwirtschaftlichen Betriebe hier in Sizilien
& Kalabrien, wie auch in den meisten anderen Teilen der Welt, immer
prekär ist, da wir unvorhersehbaren Wetterveränderungen, steigenden
Produktionskosten und immer mehr fremden Krankheitserregern ausgesetzt
sind. Diese zusätzliche finanzielle Unterstützung hat uns in den letzten
Jahren zu mehr Selbstvertrauen verholfen. Wir
haben uns immer bemüht, so transparent wie möglich zu sein,
"Spekulationen" über die Arbeit anderer zu vermeiden und denjenigen, die
den Boden bearbeiten so weit wie möglich eine angemessene Entlohnung anzuerkennen.
Heute verdienen viele Landwirt:Innen unter dem Strich weniger als die
Arbeiter:Innen, die ihnen auf den Feldern helfen, aber das ist Teil des
Spiels, das wissen wir und wir arbeiten daran, die Situation zu
verbessern. Um den "saldo conferimenti" zu minimieren (wer nicht weiß, was das ist, kann dies in diesem älteren Artikel nachlesen), haben wir in diesem Sommer beschlossen, den „Vorschusspreis“ einiger Produkte zu erhöhen. Also jenen „vorsorglichen Preis“ den unsere Landwirt:Innen zeitnah nach der Lieferung ihrer Produkte erhalten. Dies haben wir bei den Produkten getan, die
im Verhältnis zwischen Verkaufspreis und Vorschusspreis benachteiligt
wurden, um die Einnahmen gerechter zu verteilen, ohne den Verkaufspreis
erhöhen zu müssen. Unser
Ziel war es also, den "Überschuss", den das Konsortium in diesem Jahr
hätte erwirtschaften können, bereits Lieferung für Lieferung so gerecht
wie möglich auf die Erzeuger:Innen direkt zum Zeitpunkt der Lieferung zu
verteilen. Leider hat die internationale Lage in den letzten Monaten zu einem unvorstellbaren Anstieg der Produktionskosten geführt:
einige Waren und Dienstleistungen sind sogar um mehr als 200%
gestiegen!!! Und alle unsere guten Absichten scheinen unter den
Bedingungen, die seit einigen Monaten herrschten, unerreichbar zu sein.
Heute
befinden wir uns in der Situation, dass wir zwar den Verkaufspreis
gegenüber dem letzten Jahr beibehalten wollen, aber befürchten, dass wir
dadurch gezwungen sind, mit Verlust zu arbeiten, was wir uns absolut
nicht leisten können.
Aufgrund
der starken Erhöhungen sehen wir uns daher leider gezwungen die
Transportkostenpauschale für Italien, Frankreich, Belgien und Österreich
um 3 Prozentpunkte
anzuheben, um zumindest den Anstieg der Transportkosten teilweise zu
kompensieren. Was den Anstieg der Kosten für Verpackung, Paletten, Strom
usw. betrifft, so haben wir beschlossen, diese als Konsortium zu
tragen. Dies haben wir über unsere Website kommuniziert, weitere Infos gibt es hier. Deutschland ist nach Prüfung der Zahlen von dieser Erhöhung nicht betroffen. 
Was bedeutet diese Erhöhung? Für einige von Euch bedeutet dies eine bescheidene Erhöhung des Endpreises. Bei den Orangen sprechen wir zum Beispiel von etwa 5 Cent pro kg, max. 15 Cent pro Kilo bei den teureren Produkten. Für
uns bedeutet dies, dass wir Erzeuger:Innen im Konsortium weiterhin an
das glauben, was wir tun, und dass wir eine Situation vermeiden, in der
die Landwirt:Innen am Ende des Jahres gezwungen sind, für ein mögliches
negatives Endergebnis aus eigener Tasche zu zahlen. Diese
Entscheidung, das möchten wir noch einmal betonen, entspringt dem
Wunsch, die steigenden Kosten für fast alle Konsumgüter nicht allein auf
die Schultern der Endverbraucher:Innen zu laden und die Familien in
diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen.
Wir möchten zu einem späteren Zeitpunkt gern über Strategien
und Instrumente diskutieren, die es uns ermöglichen könnten, die
verschiedenen Projekte zur Unterstützung der Betriebe, den Notfallfonds
und das soziale Engagement des Konsortiums fortzuführen. Diese Projekte sind für uns zwar eine Priorität, wir befürchten jedoch, dass wir sie finanziell nicht tragen können werden. Vielen
Dank, dass Ihr weiterhin mit uns an eine andere Wirtschaft glaubt, die
darauf beruht, einander zuzuhören, Schwierigkeiten zu teilen und den
Wunsch zu haben, sie mit Respekt für alle zu überwinden.
Eine große Umarmung Mico und LeGallineFelici |